Pierre Délèze und Peter Wirz – Weltklasse auf den Mittelstrecken

Olympiasilbermedaillengewinner Markus Ryffel (5000 m) gibt in den achtziger Jahren den Ton an auf den Langstrecken. Auf den Mittelstrecken hingegen sind es seine Mitstreiter Pierre Délèze (CA Sion/LC Zürich) und Peter Wirz (STB/LCZ), die in die Weltklasse laufen.

Pierre Délèze, bereits Bronze- und Silbermedaillengewinner an der Junioren-EM 1977 respektive Universiade 1979 über 1500 m, hat an den Hallen-Europameisterschaften 1980 in Sindelfingen keine Angst vor grossen Namen. In 3:38,9 Minuten pulverisiert der 21-jähirge Walliser vom CA Sion seinen tags zuvor aufgestellten Schweizer Rekord und sprintet hinter dem einheimischen Europameister Thomas Wessinghage zu seiner einzigen internationalen Medaille auf Elitestufe.

Noch schneller läuft der Protegé von Jean-François Pahud im Sommer 1980 bei Weltklasse Zürich. In 3:33,8 Minuten drückt der Geschichtsstudent seinen Rekord um fast 3 Sekunden und wird Vierter im internationalen Topfeld. 1983 bleibt der WM-Sechste in Zürich gar erstmals unter 3:33 Minuten und wird Zweiter. Délèze’ grosse Stunde im legendären Letzigrund schlägt dann 1985.

Olympiasieger-Bezwinger
15-mal startet Délèze bei Weltklasse Zürich, dreimal läuft er Schweizer Rekord, zweimal wird er Zweiter, und einmal siegt er. In einem entfesselten Lauf in bis heute unerreichten 3:31,75 Minuten bezwingt er nicht irgendjemanden, sondern den erfolgreichsten Mittelstreckenläufer seiner Zeit: Sebastian Coe, Olympiasieger 1980 und 1984 über 1500 m, Olympia-Zweiter 1980 und 1984 über 800 m, neunfacher Weltrekordmann und von 1979 bis 1984 selbst fünffacher Sieger im Letzigrund. «In 3:32,13 Zweiter zu werden, ist keine Schande», zollt der heutige Präsident von World Athletics seinem Schweizer Besieger Respekt. Für Pierre Délèze ist es der Höhepunkt seiner Karriere. 

Weniger Glück hat der Olympiasieger-Bezwinger an grossen Meisterschaften: An den Spielen in Moskau 1980 scheidet er im Vorlauf über 1500 m aus. Vier Jahre später stürzt Délèze in Los Angeles, touchiert durch den britischen Weltrekordhalter Steve Ovett, vor dem sicher geglaubten Halbfinaleinzug, was ihm zu Hause den nationalen Titel «Pechvogel des Jahres» der DRS-Hörerinnen und -Hörer einträgt.

Peter statt Pierre im Olympiafinal
Peter Wirz springt in die Bresche. Im Frühjahr 1984 Hallen-Europameister über 1500 m, läuft der Brienzer vom STB im Halbfinal persönliche Bestzeit (3:35,83) und wird im Olympiafinal mit einem gebrochenen Fussknochen Sechster.

Der Schützling von Hans Sommer, Heinz Schild und später Peter Coe wird seit 1981 – erste Achillessehnen-OP mit 21 Jahren – immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Schuld daran ist zum einen sein «harter Grind» im Training und die kurze Regenerationszeit als Betriebsplaner. Zum anderen der ausgesprochene Vorfusslaufstil, der den dreifachen Schweizer Meister über 800 m und 1500 m selbst über die längere Mittelstrecke zu einem Sprintschuh greifen lässt.

Nach einem Achillessehnen-Teilabriss an den nationalen Titelkämpfen 1990 in Langenthal tritt Wirz im Alter von 30 Jahren zurück. Danach macht er Karriere als Produktedesigner und entwirft unter anderem den normierten gelben Briefkasten der Schweizerischen Post.

WM-Ledermedaille
Auch Pierre Délèze rappelt sich wieder auf. Nach dem Umstieg auf die 5000 m kämpft «Pierrot» an der WM in Rom 1987 hinter Olympiasieger Saïd Aouita bis auf den letzten Metern um eine Medaille. Es bleibt bei der «Médaille en chocolat» – wie schon bei der Junioren-WM 1977 im Crosslauf. Zwischen 1977 und 1987 stellt der heutige Berufsschullehrer acht Schweizer Freiluft-Rekorde von 1000 bis 2000 m auf, den letzten anlässlich von Athletissima Lausanne 1987 (4:54,46).

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