Mujinga Kambundji (Photo: Erik van Leeuwen)
Mujinga Kambundji (Photo: Erik van Leeuwen)

Sensationell: Mujinga Kambundji gewinnt WM-Bronze!

In der Abend-Session des zweiten Tages an der Hallen-WM in Birmingham (GBR) sorgte Mujinga Kambundji (STB) für das Schweizer Glanzlicht: Die Bernerin gewann im 60-m-Final in 7,05 Sekunden sensationell Bronze! Dramatisch endete der Tag für Lea Sprunger (COVA Nyon): Sie wurde im 400-m-Halbfinal wegen Betretens der Linie disqualifiziert.

Mujinga Kambundji hat in Birmingham ein weiteres Mal bewiesen, wie sehr ihr internationale Grossanlässe liegen. Auch diesmal gelang es ihr, im richtigen Moment in Topform zu kommen, so dass sie – nach einem souveränen Halbfinalsieg in 7,10 Sekunden – erstmals im Endlauf einer WM um die Medaillen kämpfen konnte. Die 25-jährige Bernerin kam im Final gut aus den Blöcken, zog unwiderstehlich durch und warf sich in vollem Lauf ins Ziel. Danach begann das grosse Bangen: Reicht es oder reicht es nicht? Als auf der Anzeigetafel die Resultate erschienen, hatte Kambundjis Freude keine Grenzen mehr. Zusammen mit Siegerin Murielle Ahouré (6,97) und der Zweiten Marie-Josée Ta Lou (ebenfalls 7,05/beide von der Elfenbeinküste) begab sie sich mit einer Schweizerfahne stolz auf eine Ehrenrunde. Einen solchen Moment erlebt man als Athletin nicht oft. 7,05 Sekunden ist die zweitbeste Zeit ihrer Karriere, nur 2 Hundertstel über ihrem Schweizer Rekord.

Als schnellste Europäerin in diesem Feld setzte Mujinga Kambundji gegenüber der Konkurrenz ein Ausrufezeichen im Hinblick auf den Sommer, wenn die Europameisterschaften in Berlin (GER) der Höhepunkt sind. Momentan wird sie von Jacques Cordey und Adrian Rothenbühler betreut, Letzterer coachte sie auch an dieser WM. Die Athletin ist nun daran, eine definitive Trainerlösung zu finden.

Ein historischer Erfolg – 7. Medaille für die Schweiz
Dieser Medaillengewinn hat für die Schweizer Leichtathletik eine historische Bedeutung. In der Vergangenheit konnten aus helvetischer Sicht erst sechs Medaillen bejubelt werden – noch nie eine im Sprint. 1987 wurde der Kugelstosser Werner Günthör Zweiter, 1991 wurde Günthör Weltmeister und Anita Protti gewann über 400 m Bronze, 1993 wurde die Hürdenläuferin Julie Baumann Weltmeisterin und Sandra Gasser holte Bronze über 1500 m, 2001 lief André Bucher über 800 m auf den Bronzeplatz.

Ajla Del Ponte nicht zufrieden
Im ersten der drei 60-m-Halbfinals wurde Ajla Del Ponte (US Ascona) in 7,40 Sekunden Achte. Die 21-jährige Tessinerin lief in diesem Winter regelmässig Zeiten um 7,30 Sekunden und stellte an der Hallen-SM mit 7,24 einen nationalen U23-Rekord auf. Dieses Leistungsniveau hätte sie gerne sie in Birmingham bestätigt, was ihr zumindest im Halbfinal nicht gelang. „Im ersten Moment bin ich enttäuscht. Ich war sehr gut in Form, trainierte gut – ich bin nicht hierhin gekommen, um 7,40 zu laufen“, sagte die Athletin. „Nun geht es zurück an die Arbeit, um im Sommer wieder anzugreifen.“

Mit ihren Leistungen in den letzten Wochen unterstrich Del Ponte ihre Ambitionen im Hinblick auf die Freiluftsaison, in der sie auch mit der 4×100-m-Nationalstaffel wieder für Schlagzeilen sorgen will.

Lea Sprunger nach Final-Qualifikation disqualifiziert
Lea Sprunger zeigte in den 400-m-Halbfinals eine Klasseleistung. In 51,71 Sekunden wurde sie im ersten Lauf Zweite und sicherte sich vermeintlich einen der sechs Plätze im Final. Kurz nachdem sie in der Mixed Zone in den Interviews ihrer Zufriedenheit Ausdruck verliehen hatte, folgte der Schock: Wegen eines Schrittes auf der Linie (die Waadtländerin lief auf Bahn 6) wurde sie von der Jury disqualifiziert. Swiss Athletics legte zwar Protest gegen diesen Entscheid ein, hatte damit aber keinen Erfolg.

Anstatt zwei Tage vor ihrem 28. Geburtstag um die Medaillen zu kämpfen – dazu wäre sie angesichts ihrer glänzenden Verfassung absolut imstande gewesen – endete diese Hallen-WM für Sprunger mit einer enormen Enttäuschung. Als Gewinnerin der IAAF World Indoor Tour und Nummer 6 der Jahres-Weltbestenliste bewies die 400-m-Hürden-Spezialistin in den letzten Wochen, dass sie eine der schnellsten Athletinnen der Welt ist. Zu gerne hätte sie dies auch im WM-Final auf höchstem internationalem Niveau noch einmal gezeigt.

Caroline Agnou mit 4397 Punkten auf Platz 10
Die Fünfkämpferin Caroline Agnou (SATUS Biel-Stadt) verpasste es in der Abend-Session, ein Glanzlicht zu setzen. Die 21-jährige Bielerin liess sich von grossen Namen im 12-köpfigen Teilnehmerinnenfeld nicht irritieren und lieferte zunächst einen starken Wettkampf ab. Dank einer persönlichen Bestweite im Kugelstossen (14,92 m) schob sie sich bis zur Nachmittagspause auf den 8. Platz nach vorne. Am Abend erlitt sie mit 5,96 m im Weitsprung einen Rückschlag – in diesem Jahr ist sie schon 6,34 m gesprungen. Dadurch rückte der Schweizer Rekord von Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) in die Ferne. Um deren 4455 Punkte zu egalisieren, hätte Agnou im abschliessenden 800-m-Lauf 2:16 Minuten laufen müssen. Sie schlug schliesslich nach 2:21,08 Minuten an, totalisierte 4397 Punkte (zweitbeste Leistung ihrer Karriere) und erreichte Platz 10.

In der Freiluftsaison sind das Mehrkampfmeeting in Götzis (AUT) Ende Mai und die EM in Berlin (GER) Anfang August die wichtigsten Fixpunkte in Agnous Kalender.

Selina Büchel und Jason Joseph erstmals im Einsatz
Am Samstag greifen an der Hallen-WM auch die 800-m-Läuferin Selina Büchel (KTV Bütschwil/Vorlauf um 12.59 Uhr) und der Hürdenläufer Jason Joseph (LC Therwil/Vorlauf um 19.58 Uhr) ins Wettkampfgeschehen ein.

Facebook, Instagram, Twitter
Swiss Athletics berichtet auf der Verbandswebsite sowie auf Facebook, Instagram und Twitter über die Hallen-WM in Birmingham.

Link zur Hallen-WM in Birmingham (Zeitplan, Resultate, etc.)

(fre)