Jason Joseph auf dem Weg zum Schweizer Rekord über 110 m Hürden (13,39) im Halbfinal an den Schweizer Meisterschaften 2018 in Zofingen
Jason Joseph (Photo: athletix.ch)

SM Zofingen (2. Tag) Männer: Zwei Schweizer Rekorde als Highlights

Jason Joseph (LC Therwil) über 110 m Hürden und Alex Wilson (Old Boys Basel) über 200 m drückten dem zweiten Tag der Schweizer Meisterschaften in Zofingen mit Schweizer Rekorden den Stempel auf. Weitere acht Titel wurden an Tag zwei bei den Männern vergeben. 

200 m

Wenige Meter fehlten Silvan Wicki (BTV Aarau) am Freitag zur grossen Sensation und zum 100-m-Sieg über Schweizer Rekordhalter Alex Wilson (Old Boys Basel). Am Ende konnte Wilson den Aufsteiger des Jahres noch knapp abfangen und mit drei Hundertstel Vorsprung gewinnen (Siegerzeit 10,14 Sekunden). Klar, dass Wicki da über die doppelte Distanz auf Revanche pocht. Doch auf seiner Spezialstrecke lässt Wilson nichts anbrennen und markiert sein Revier mit einem weiteren Schweizer Rekord. Zwar kommt Wicki noch mit Wilson aus der Kurve, verliert auf der Zielgeraden aber den Anschluss und bleibt nach dem Zieleinlauf ausgepumpt am Boden liegen – zwei Hundertstel über seiner persönlichen Bestzeit von 20,60.

48 Hundertstel vor Wickis Zieldurchlauf ein aus dieser Saison gewohntes Bild: Wilson, der ob eines Schweizer 200-m-Rekords die Arme jubelnd in die Höhe reisst. Zurecht, denn mit 20,14 gewinnt ihm ein weiterer grosser Satz in Richtung magische 20-Sekunden-Marke. Es ist dies die momentan zweitbeste Zeit Europas. Der alte Schweizer Rekord von 20,25 hatte nur wenige Wochen, seit dem Résisprint in La-Chaux-de-Fonds Bestand.

Während Langhürden-Spezialist Alain-Hervé Mfomkpa (Lausanne-Sports) seinen Ausflug auf Sprintstrecke mit SM-Bronze und Hausrekord (21,44) erfolgreich abschliesst, wird der Schwede Felix Svensson (Versoix Athlétisme) Tagesdritter (20,91).

400 m 

Der Final über 400 m wird mit Spannung erwartet, befinden sich in dieser Disziplin doch zahlreiche Athleten auf ähnlichem Niveau, die sich ausserdem als Nationalstaffel-Kollegen bestens kennen und einen tollen Teamspirit ausstrahlen. Schnellster in der Saison 2018 ist Charles Devantay (SA Bulle), der mit 46,83 Sekunden schon einmal an der EM-Limite (46,70) für Berlin schnupperte. Titelhalter und die schnellste persönliche Bestleistung hat aber Joel Burgunder (LC Zürich/46,00). Und wiederum ist es Burgunder, der im Meisterschaftsrennen den besten taktischen Riecher hat. Allerdings muss er sich auf seine erste 46er-Zeit in diesem Jahr weiter gedulden, die Uhr bleibt bei 47,48 stehen. Jonas Gehrig (LC Zürich), auch er in diesem Jahr schon unter 47 Sekunden gelaufen, wird mit 47,66 Zweiter. Devantay holt Bronze (47,75).

800 m

Die 800-m-Jungs sind in Topform. Dass wie 2018 sieben Schweizer unter 1:50 Minuten blieben, hat es in den letzten 15 Jahren nie gegeben. Entsprechend verspricht der SM-Final einiges, schafften doch fünf dieser sieben, dazu der Schweizer 1500-m-Primus Jan Hochstrasser (BTV Aarau), den Sprung unter die besten acht. Es ist denn auch der Lokalmatador – Hochstrasser hat seine erste Lizenz für den TV Zofingen gelöst – der sich für die Führungsarbeit opfert. Er führt das Feld in knapp unter 56 Sekunden über die erste Hälfte – dahinter folgen dicht die beiden Saisonschnellsten Pascal Furtwängler (TV Länggasse) und Michael Curti (LC Therwil). 300 m vor dem Ziel kickt Hochstrasser, Furtwängler bleibt dran, Curti muss abreissen lassen. Auf den letzten Metern entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, da der Berner zum Aargauer auflaufen kann. Nach einer grossen Show entscheidet erst der Zielfilm über Gold und Silber – zwei Hundertstel entscheiden zugunsten Furtwänglers (1:49,92 Minuten). Curti kommt mit 1:50,39 als Dritter im Ziel an.

1500 m

Der Jahresschnellste Hochstrasser konzentriert sich auf die kürzere Mittelstrecken-Distanz, sodass Langstreckler und Titelverteidiger Julien Wanders (Stade Genève) niemand das Wasser reichen kann. Der Achte der Halbmarathon-WM im März, der an der EM in Berlin mit einem Doppelstart über 5000 und 10’000 m plant, wählt die gleiche Taktik wie schon im Vorlauf: Während dem Tempodiktat von Marc Bill (STB), der das Feld in unter zwei Minuten über die ersten zwei Runden führt, wartet Wanders ab und drückt dann auf den letzten 400 m aufs Gaspedal. Dies bringt ihm überlegen die Goldmedaille und eine persönliche Bestzeit von 3:43,39 Minuten ein. Thomas Gmür (CA Sion/3:46,60) und Ilias Hernandez (Stade Genève/3:47,01) gehen das hohe Tempo mutig mit und werden mit Silber und Bronze belohnt, für Hernandez setzt es gar eine saftige PB ab.

110 m Hürden

Jason Joseph (LC Therwil) ist der Shooting-Star in dieser Disziplin. Der U20-Europameister hat in dieser Saison schon einen Schweizer U23-Rekord aufgestellt (13,46 Sekunden) und blieb nur fünf Hundertstel über dem Schweizer Rekord. Dies möchte er in Zofingen ändern. Zunächst steht aber der Vorlauf an, welchen er in 14,29 für ihn fast „joggend“ hinter sich bringt. Im Halbfinal lässt er die Bahn ein erstes Mal erzittern, in dem er genau neun Zehntelsekunden schneller läuft als zum Auftakt des Tages. Der Baselbieter zieht voll durch und verbessert den zehnjährigen Schweizer Rekord von Andreas Kundert um zwei Hundertstel auf 13,39. Im gleichen Lauf überzeugt auch Brahian Peña (GG Bern), der sich zu einer Saisonbestzeit von 13,74 ziehen lässt und sich für die anstehende EM gut in Form zeigt. Der nächste Aufschrei geht durchs Stadion, als Joseph in 13,38 zum SM-Titel stürmt – allerdings kann diese Leistung nicht in die Rekordbücher aufgenommen werden, zu stark bläst mit 2,2 m/s der Rückenwind. Dahinter gewinnt Peña Silber, der St.Galler Silvan Lückl (LC Brühl) darf sich mit 14,20 über Bronze freuen.

Logisch, zieht Jason Joseph nach diesem erfolgreichen Tag ein positives Fazit. „Ich habe auf den Schweizer Rekord gehofft und dachte im Halbfinal, ich probiere es einfach schon mal. Wunderbar, dass dies so aufgegangen ist! Nun darf ich an der EM mit den Besten mitlaufen – unglaublich.“

Aufgrund eines bakteriellen Infekts und der damit verbundenen Antibiotika-Kur musste Titelverteidiger Tobias Furer (LK Zug) Forfait erklären.

400 m Hürden

Dany Brand (LC Zürich) kommt als Schnellster aus den Blöcken und drückt vom ersten Meter aufs Gas. Diese Führung gibt er bis ins Ziel nicht mehr ab, auch wenn ihn Mattia Tajana (GAB Bellinzona) anfangs Schlussgerade etwas bedrängen kann. Brand setzt sich in 51,35 Sekunden vor Tajana (51,53) durch. Eine weitere SM-Medaille gewinnt Andreas Ritz (TV Länggasse/51,90) als Dritter.

Mit Alain-Hervé Mfomkpa (Lausanne-Sports/läuft die 200 m) und Kariem Hussein (LC Zürich/verletzt) fehlen die beiden stärksten Athleten des Jahres.

Hoch

Titelhalter Loïc Gasch (US Yverdon) ist der haushohe Favorit, weist er doch eine persönliche Bestleistung auf, mit der er der Konkurrenz auf dem Papier bereits weit entrückt ist. Gasch hat denn auch klar die Nase vorn, steigt erst bei 2,12 m ein und gewinnt mit 2,23 souverän. Erst bei 2,27 hat er seine ersten Fehlversuche, beendet den Wettkampf aber nach dem zweiten missglückten Sprung. Umkämpfter ist die Hatz um die weiteren Medaillenplätze. Vivien Streit (COVA Nyon) erweist sich als taktischer Meister, in dem er bei 2,09 m und 2,12 m nach dem jeweils ersten Fehlversuch auslässt und auf 2,15 weitermacht – mit Erfolg. Der Sprung über 2,15 sichert ihm Silber, während Roman Sieber (LC Schaffhausen/2,12) mit Bronze vorliebnehmen muss.

Weit

Wie erwartet wird der Kampf um Weitsprung-Gold zum Duell zwischen Beni Gföhler (LC Zürich) und Christopher Ullmann (Old Boys Basel). Der Zürcher ist bereits für die EM in Berlin selektioniert, der Basler hofft, sich mit einer Topleistung noch dafür empfehlen zu können. Bei inkonstanten Windverhältnissen liefern die beiden Sprünge zwischen 7,60 und 7,80 m ab. Schliesslich ist es Ullmann, der mit 7,78 und nur einem Zentimeter Vorsprung den Titel verteidigt. Eine Medaille gibt es auch für den Mehrkampf-Spezialisten Luca Bernaschina (ASSPO Riva San Vitale/7,45), Dritter im Wettkampf wird aber der Kubaner Paz Soto Geovany (7,70).

Kugel

Stefan Wieland (STB) hat sich in dieser Saison bis auf 16,94 m steigern können und tritt daher als Topfavorit an – Vorjahressieger Gregori Ott (Old Boys Basel) verzichtet. Und der Saisonbeste lässt nichts anbrennen: Mit der Tagesbestweite von 16,20 holt sich das Mitglied der Berner Werfer-Dynastie seinen ersten Schweizer Outdoor-Meistertitel bei den Aktiven, in der Halle gewann er Anfang Jahr bereits Gold. Sandro Michel (LV Fricktal/15,39) und Alexander Wieland (STB/14,92) holen die Silber- und Bronzemedaille.

Diskus

Seit 2012 legte Stefan Grob (TV Wohlen) eine Serie von sechs SM-Podestplätzen im Diskus hin. Allerdings ohne jemals den Titel zu gewinnen – bis heute. Er geht als Saisonbester (49,95 m) in den Wettkampf und macht im dritten Durchgang den Unterschied, als sein Wurfgerät bei 47,77 m landet. SM-Silber geht an Mehrkämpfer Pascal Magyar (LC Zürich), der hinter dem nicht-medaillenberechtigten Franzosen Yann Tosin (Stade Genéve) Zweiter wird. Die Bronzemedaille gewinn der ehemalige Titelgewinner Lukas Jost (STV Wangen SZ) 45,24.

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(cg)