Fabienne Schlumpf im Vorlauf über 3000m Steeple.
Fabienne Schlumpf (Photo: athletix.ch)

Fabienne Schlumpf fliegt in den Steeple-Final

Bei den Europameisterschaften in Berlin war für das Schweizer Team am Freitagmorgen Grosseinsatz angesagt. Fabienne Schlumpf (TG Hütten) trat mit einem Vorlauf-Sieg und Saisonbestleistung über 3000 m Steeple dominant auf. Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) überzeugte im Siebenkampf-Speerwerfen mit einem U23-Schweizer-Rekord. 

Fabienne Schlumpf musste diesen Frühling erstmals in ihrer Karriere eine längere verletzungsbedingte Laufpause einlegen. Seit sie wieder gesund ist, konnte sich die Zürcher Oberländerin von Rennen zu Rennen steigern und lief in Bellinzona die 5000 m in hervorragenden 15:23,44 Minuten. Dieses Niveau brachte sie auch im Vorlauf über 3000 m Steeple auf die Bahn. Sie qualifizierte sich als Siegerin ihrer Serie locker für den Endlauf. Das Rennen gestaltete sie von vorne weg und damit fern von Rempeleien oder „Staus“ beim Überqueren der Hindernisse. Ihre Saisonbestleistung steigerte sie auf 9:32,32 Minuten. „Cool, ich bin sehr zufrieden. Auch weil ich nicht genau wusste, wo ich stehe. Nun freue ich mich auf den Kampf um die Medaillen.“ An den EM 2016 in Amsterdam war Schlumpf Fünfte geworden.

Schlumpfs Disziplin-, Vereins- und Trainingskollegin Chiara Scherrer hat sich auf diese Saison hin enorm steigern können. Mit 9:44,59 gelang ihr die erste Zeit unter 10 Minuten. Auf den ersten Blick erzielte sie auch im EM-Vorlauf eine gute Leistung. Die Gefühlslage der Toggenburgerin war aber eher ambivalent. „Ich bin bis auf drei Sekunden an meine Bestleistung heran gekommen.“ Auf der Anzeige leuchteten 9:47,46 auf. „Als dann einige Läuferinnen im zweiten Vorlauf schneller liefen, enttäuschte mich das ein bisschen“, sagte sie. „Aber eigentlich sollte ich zufrieden sein mit dem, was ich diese Saison erreicht habe.“

Final mit Schlumpf: Sonntag um 20.15 Uhr.

Géraldine Ruckstuhl dreht im Speerwurf auf

Bereits am Donnerstagabend hatte Géraldine Ruckstuhl angekündigt, dass ihr das Training mit dem Speer momentan gut läuft. Am Freitagmittag zeigte sie dann, dass das keine leeren Worte waren und diese Disziplin ihre grosse Stärke ist. Bereits der erste Versuch ging 55,66 m weit, im Zweiten steigerte sie sich gar auf 56,31. Damit stellte sie einen Schweizer U23-Rekord auf. Im Weitsprung schaffte sie mit 5,90 die 6-m-Marke nicht ganz.

Annik Kälin (AJ TV Landquart) kam im Weitsprung auf 5,95 m, den Speer warf sie auf 40,31 m.

Glück im Unglück bei Cornelia Halbheer

Cornelia Halbheer (LV Winterthur) freute sich auf ihren zweiten 200-m-Einsatz bei einer EM nach 2016. Leider gelang ihr dabei nicht ihr bestes Rennen. Während der Start noch in Ordnung war, sei sie danach nicht auf Touren gekommen. „Meine Beschleunigung war heute nicht gut“, sagte sie enttäuscht. „Ich habe eigentlich keine wirkliche Erklärung dafür, beim Einlaufen habe ich mich gut gefühlt.“ Die 23,63 Sekunden entsprachen nicht den Erwartungen Halbheers. Eigentlich wäre sie damit ausgeschieden. Weil aber eine der Sprinterinnen auf den Halbfinal verzichten musste, rutschte Halbheer nach und erhält am Abend die Chance auf Wiedergutmachung.

Unter den 12 Besten in Europa in diesem Jahr klassiert, mussten Mujinga Kambundji (STB) und Sarah Atcho (Lausanne-Sports) zum Vorlauf nicht antreten und waren direkt für den Halbfinal qualifiziert.

Halbfinal mit Atcho, Halbheer und Kambundji: Freitag um 19.48 Uhr.

Langsprint-Staffeln nicht im Final

Fanette Humair (FSG Bassecourt), Robine Schürmann (LC Zürich), Rachel Pellaud (FSG Bassecourt) und Yasmin Giger (NET Sport Club Leichtathletik Amriswil) konnten über 4×400 m im Mittelfeld ihres Laufs dran bleiben, kämpften mal an fünfter, mal an sechster Position um einen Platz im Final. Trotz eines fulminanten Endspurts von Yasmin Giger, der die Schweiz auf Rang fünf brachte, reichte es dem Quartett mit 3:32,86 Minuten als Gesamt-Zehnte und um 75 Hundertstel nicht für den Final. Robine Schürmann sagte stellvertretend für das ganze Team: „Ich glaube die Enttäuschung steht uns ins Gesicht geschrieben. Schade, dass es uns nicht gereicht hat.“

In der 4×400-m-Staffel der Herren kam es kurz vor dem Start zu einem Wechsel auf der letzten Position. Hürdenläufer Alain-Hervé Mfomkpa (Lausanne-Sports) verletzte sich beim Einlaufen am Knie, sodass Charles Devantay (SA Bulle), der Schweizer Saisonschnellste über 400 m, einspringen musste. Zusammen mit Jonas Gehrig, Ricky Petrucciani und Joel Burgunder (alle LC Zürich) erhoffte er sich mit etwas Glück die Qualifikation für den Final. Die Schweizer mussten aber schnell erkennen, dass sie heute nicht auf der Höhe ihres Könnens waren. Sie verloren bereits früh den Anschluss und mussten im Ziel gar noch eine Disqualifikation wegen Linienübertritts hinnehmen.

 

Dominik Alberto scheitert in der Stab-Quali

Ein Grossteil dieser Saison hat sich Stabhochspringer Dominik Alberto (LC Zürich) mit Verletzungssorgen herumschlagen müssen. Kurz vor der EM ist er aber wieder genesen und seine Formkurve zeigte aufwärts. Das bewies er auch in seinem zweiten Sprung der Qualifikation, als er mit einem guten Sprung 5,16 m übersprang. Auf der nächsten Höhe (5,36) passten die Sprünge aber nicht, die Latte fiel drei Mal. Damit hatte der Zürcher keine Chance auf den Final.

Nicole Zihlmann ausgeschieden

Nicole Zihlmann (LC Luzern) kam im Hammerwerfen dank einer Einladung von European Athletics zu ihrem Debut bei einem Grossanlass. In diesem Jahr hatte sie ihren Schweizer Rekord um über zwei Meter auf 67,42 m steigern können und entrückte damit der nationalen Konkurrenz. Um Chancen auf eine Finalqualifikation zu haben, hätte sie das Wurfgerät wiederum in die Nähe dieser Rekordmarke schleudern müssen. Die Innerschweizerin kam mit 61,67 aber nicht auf Touren und schied damit aus. „Ich wäre schon gerne noch etwas näher an meinen Schweizer Rekord heran gekommen“, sagte Zihlmann. „Vor allem nachdem das Einwerfen so gut war.“

Delia Sclabas bezahlt Lehrgeld

In diesem Sommer hatte Delia Sclabas (Gerbersport) grosse Freude gemacht, als sie an den U20-WM in Tampere gleich zwei Bronzemedaillen über 800 und 1500 m gewonnen hatte. Nun hätte sie sich über die längere Mittelstrecke gerne auch bei den „Grossen“ von ihrer besten Seite gezeigt. Eingangs der letzten Runde hatte sie jedoch nicht die beste Position im Feld, war hinter einer langsamen Läuferinnen eingeklemmt und verpasste so den Antritt der Schnellsten. Im Ziel mit einer Zeit von 4:13,47 Minuten darf sie aber trotz Ausscheiden zufrieden sein.

Swiss Athletics berichtet auf der Website von der EM und führt auch eine eigene EM-Subsite mit hilfreichen Zusatz-Informationen rund um die Schweizer Equipe. Ausserdem werden die Social-Media-Kanäle Facebook, Twitter und Instagram laufend mit Fotos und Videos bespielt.

Die Fernseh-Stationen SRF, RTS und RSI übertragen ab Montag live und umfassend aus Berlin. Zusätzliche Video-Beiträge aus dem Umfeld des EM-Teams finden sich auf ubs-athletics.fans und athle.ch. Vor Ort ist auch ein Team von athletix.ch, dass die Schweizer Leichtathletik-Community laufend mit Fotos aus dem Olympiastadion versorgt.

Link zur Rangliste

(cg)