Olympiastadion Berlin (Photo: athletix.ch)
Olympiastadion Berlin (Photo: athletix.ch)

EM-Bilanz: Die Schweizer Leichtathletik ist breit abgestützt

Die Zielsetzung von fünf Medaillen an den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin verpasste Swiss Athletics knapp. Gleichwohl: Die Schweizer Delegation zeigte einen starken Auftritt und hinterliess viele positive Eindrücke.

Wegen der Medaillen reisen die Sportler an Titelkämpfe, und an Medaillen wird letztlich der Erfolg einer Delegation gemessen. Der 14. Rang im europäischen Vergleich dank Gold von Lea Sprunger (COVA Nyon/400 m Hürden), Silber durch Fabienne Schlumpf (TG Hütten/3000 m Steeple) und Tadesse Abraham (LC Uster/Marathon) sowie Bronze von Alex Wilson (Old Boys Basel/200 m) darf sich sehen lassen. Allerdings ist der Medaillenspiegel oft Zufälligkeiten unterworfen. Der Kampf um Hundertstel – Mujinga Kambundji belegte dreimal den 4. Rang – oder Verletzungen von Medaillenkandidaten (u.a. Kariem Hussein) sorgen für überraschende Rangverschiebungen. So taucht Portugal mit zwei Medaillen vor der Schweiz auf, weil beide golden sind.

Placing Table: Mehr Punkte trotz stärkerer Konkurrenz
Mehr Aussagekraft betreffend die Stärkeverhältnisse unter den Nationen hat der Placing Table. Er ist breiter abgestützt. In dieser Wertung ergibt ein Sieg acht Punkte, der 8. Rang noch einen. Nun taucht die Schweiz vor Griechenland, Belgien oder Norwegen auf. Der 10. Rang im Placing Table lässt nur ein Fazit zu: Die Schweizer Delegation darf mit der EM in Berlin gesamthaft sehr zufrieden sein. In dieser Wertung totalisierte die Schweiz 59 Punkte. Das ist gegenüber der EM 2016 in Amsterdam (NED) eine kleine Steigerung, wobei die Konkurrenz in Berlin ungleich stärker war.

Das Niveau der Titelkämpfe war hoch, die Leistungen der Schweizer im Durchschnitt besser als jene von Amsterdam 2016, wo sogar fünf Medaillen resultiert hatten. „Berlin 2018“ war für jede Leichtathletin und jeden Leichtathleten aus Europa der Höhepunkt. Das war vor zwei Jahren wenige Wochen vor den Olympischem Spielen in Rio de Janeiro (BRA) anders gewesen. Die Konkurrenz für Kambundji und Co. war im Berliner Olympiastadion klar stärker, zumal auch wieder einige Athletinnen und Athleten aus Russland unter neutraler Flagge zugelassen waren.

Bereit für die Stabübergabe
Der Schweizer Erfolg fusst primär auf der EM 2014 in Zürich und all den Begleitmassnahmen, die für ein erfolgreiches Abschneiden im Letzigrund eingeleitet wurden. Das EM-Gold von Kariem Hussein (LC Zürich/400 m Hürden) führte vielen Aktiven vor Augen, dass auch ein Schweizer Europameister werden kann. „Andere wie Mujinga Kambundji, Lea Sprunger oder Selina Büchel merkten damals, dass sie mithalten können, aber noch nicht ganz zur Spitze gehören. Sie nahmen das auf und arbeiteten hart weiter. So sind Vorbilder entstanden, die andere nachzogen“, sagte Peter Haas.

Haas ist seit 2004 Leistungssportchef von Swiss Athletics und hat einen wichtigen Anteil an den grossen Erfolgen in den vergangenen Jahren. Ende des Jahres hört der 63-jährige Baselbieter auf und wird ab 1. Januar 2019 durch den früheren Langstreckenläufer Philipp Bandi ersetzt. Haas kann dem Berner eine tolle Equipe übergeben, in der für Nachhaltigkeit gesorgt ist. Die Schweizer Leichtathletik wird auch in Zukunft reüssieren, dies zeigen die Resultate der Nachwuchskräfte.

Mit Bandi folgt ein versierter Mann. Der Olympia-Teilnehmer von Beijing 2008 kennt nicht nur die Spitze des Leistungssports. Er arbeitete zuletzt für den UBS Kids Cup, wodurch er auch mit der Entwicklung im Nachwuchsbereich bestens vertraut ist.

(sda/fre)