Res Brügger (Photo: Weltklasse Zürich)
Res Brügger (Photo: Weltklasse Zürich)

„Weltklasse“-Vater Res Brügger gestorben

In Zürich ist die Leichtathletik-Legende Res Brügger, der „Vater“ des Meetings Weltklasse Zürich, im hohen Alter von 91 Jahren nach längerer Krankheit am Donnerstagmorgen gestorben.

Andreas „Res“ Brügger hat das internationale Leichtathletik-Meeting im Zürcher Letzigrund zur weltbesten Eintages-Veranstaltung entwickelt. Der aus Meiringen im Berner Oberland stammende ehemalige Topmanager war 1955 Schweizer Meister im Kugelstossen, amtete als Trainer im Leichtathletik-Club Zürich, bevor er die Leitung des Meetings übernahm, und spielte auch mit über 90 Jahren noch regelmässig Golf.

Aus beruflichen Gründen war Brügger, später Direktor bei der Schweizerischen Rückversicherung (heute Swiss Re), mit 25 Jahren nach Zürich gekommen. Die Leichtathletik faszinierte ihn auch von der organisatorischen Seite her. Schon als beim Meeting im Letzigrund Ende der Fünfziger- und Anfang der Sechzigerjahre die ersten Weltrekorde fielen (durch Martin Lauer in den Hürdensprints und Armin Hary über 100 m) spielte Brügger bei der Athletenverpflichtung eine Rolle. Als das Meeting Ende der Sechzigerjahre erstmals auf der Kippe stand, brachte der LCZ mit seinem Vizepräsidenten Brügger den Zürcher Stadtrat dazu, einen Kredit für die Erweiterung des Letzigrunds von sechs auf acht Bahnen zu sprechen.

19 Weltrekorde in der Ära Brügger
1970 übernahm Brügger das Präsidium des LC Zürich, 1973 die Leitung der Meeting-Organisation (die er erst 27 Jahre später abtrat). Probleme im Klub und eine leere Meeting-Kasse – das war die Ausgangslage, aus welcher der stets gelassen wirkende Visionär eine der erfolgreichsten Sportveranstaltungen der Welt schuf. 19 Weltrekorde wurden in der Ära Brügger aufgestellt. Es wollte das Meeting jedoch nicht nur sportlich, sondern auch finanziell erfolgreich gestalten. 1973 betrug das Budget 148’000 Franken, 1983 bereits 1,15 Millionen und 2000, bei seinem, Rücktritt als Meetingboss, 5,8 Millionen. Bis zu Brüggers Abschied als Präsident der Dachorganisation VfG LCZ im Jahr 2006 flossen aus dem von den Meetings erwirtschafteten Gewinn rund zwölf Millionen Franken in die Kassen des LC Zürich.

Es brauchte allerdings eine geniale Idee und deren schmerzhafte Umsetzung durch Brügger, um den Erfolg auf Dauer sicherzustellen. 1983 gründete er den Verein für Grossveranstaltungen (VfG) als Trägerverein des Meetings – gegen starken internen Widerstand. Dank diesem wurde die Meeting-Organisation schlanker, professioneller und beweglicher, eine Voraussetzung für den Erfolg auf den Gebieten des Sponsorings, der Fernsehrechte und der internationalen Kontakte. Als „Rück-Manager“ reiste Brügger in der ganzen Welt herum – und verpflichtete nebenbei in den USA und in anderen Ländern Weltrekordler und Olympiasieger fürs Zürcher Meeting. Legendär waren auch die Einladungen von Res Brügger und seiner Gattin Doris, zu denen sie Dutzende von Weltstars auf ihrer Terrasse hoch über dem Zürichsee empfingen.

Zahlreiche Ehrungen
Die Ehrungen, die Brügger erfuhr, sind ohne Zahl. Abgesehen von Ehrenpräsidien und Ehrenmitgliedschaft in LCZ und Swiss-Athletics gehören dazu auch die Verdienstmedaille und der Sportpreis der Stadt Zürich, Orden der Leichtathletik-Weltverbände, der Orden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der Preis für besondere Verdienste um den Schweizer Sport. Noch Anfang Dezember dieses Jahres wurde ihm eine Ehrung zuteil, als ihm Sebastian Coe, der Präsident des internationalen Leichtathletik-Verbandes, den „IAAF President’s Award“ verlieh.

(sda)