Lea Sprunger (Photo: athletix.ch)
Lea Sprunger (Photo: athletix.ch)

Lea Sprunger: Der Gold-Triumph der grossen Favoritin

Lea Sprunger (COVA Nyon) hat es geschafft: Die 28-jährige Waadtländerin wurde im 400-m-Final an der Hallen-EM in Glasgow (GBR) ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann ihr zweites EM-Gold innert sieben Monaten. Ganz anders die Gemütslage bei Selina Büchel (KTV Bütschwil): Sie schied in den 800-m-Halbfinals aus.

Lea Sprunger hat ihrem Palmarès einen weiteren wertvollen Titel hinzugefügt. Sieben Monate, nachdem sie in Berlin (GER) Europameisterin über 400 m Hürden wurde, lief sie an der Hallen-EM in Glasgow zum Sieg über 400 m. Mit ihren Leistungen im Vorlauf und im Halbfinal bekräftigte sie schon am Freitag ihren Anspruch auf eine Topplatzierung. Im Final legte sie noch einen drauf und liess lange keine Zweifel aufkommen, wer die stärkste Läuferin unter den sechs Finalistinnen ist.

Sprunger setzte sich nach der ersten Runde an die Spitze und liess bis ins Ziel keine Gegnerin mehr vorbeikommen. Sie schaffte damit das Kunststück, dass sie in drei Rennen nie eine Läuferin vor sich hatte. Was für eine Machtdemonstration! Allerdings wurde es ganz zum Schluss noch extrem knapp. Die Belgierin Bolingo Mbongo warf sich neben der Schweizerin ins Ziel und es dauerte endlose Sekunden, bis feststand, dass Sprunger einen Vorsprung von 1 Hundertstel gerettet hatte.

„Es ist verrückt“, sagte Sprunger nach ihrem Triumph. „Ich machte wieder mein Rennen und plötzlich kam die Belgierin. Ich habe sie nicht gespürt.“ Im Ziel sei sie sich nicht sicher gewesen, ob sie gewonnen hatte und habe gedacht, „es kann nicht sein, dass es so zu Ende geht.“

Sieg mit Jahresweltbestzeit
Mit 51,61 Sekunden realisierte Lea Sprunger wie schon im Halbfinal (51,90) eine Jahresweltbestzeit. Nach EM-Gold in Berlin und EM-Bronze 2016 in Amsterdam (NED, ebenfalls 400 m Hürden) ist dies ihre dritte Medaille an einem internationalen Grossanlass bei den Aktiven. Als Juniorin hatte sie 2009 an der U20-EM in Novi Sad (SER) Bronze im Siebenkampf gewonnen. Speziell ist die Goldmedaille in Glasgow auch für ihren Trainer Laurent Meuwly. Dieser verlässt Swiss Athletics Ende März nach vielen erfolgreichen Jahren als Verbandstrainer von Swiss Athletics, um beim holländischen Leichtathletikverband eine Trainerstelle anzunehmen. Lea Sprunger wird er auch nach seinem Jobwechsel betreuen.

Eine Herausforderung waren für Sprunger auch die vielen Verpflichtungen nach dem EM-Titel im Sommer, die Energie kosteten. Und sie stellte sich die Frage, was kommt jetzt? Schliesslich will sie sich immer verbessern. Insofern wäre eine WM-Medaille der logische nächste Schritt. „Es brauchte Zeit, mich zu finden, zu realisieren, was ich nun machen muss, um auf den nächsten Level zu kommen. Es war schwierig für den Kopf“, erklärte Sprunger. Trotz allem fand sie rechtzeitig für Glasgow zur Topform.

Sprunger, die am kommenden Dienstag 29-jährig wird, tritt in den Wintermonaten schon seit einigen Jahren über diese Distanz an, wo sie ihre Qualitäten ausgezeichnet einsetzen kann. Anders als bei den 400 m im Freien sind in der Halle ausgeprägte Fighter-Qualitäten gefragt, werden doch in der zweiten Runde im Kampf um Positionen nicht selten die Ellbogen ausgefahren. Der EM-Titel ist für sie auch deshalb eine Genugtuung, weil sie schon vor zwei Jahren in Belgrad (SER) den Sieg vor Augen hatte, nach einem Einbruch auf den letzten 50 Metern aber nur Fünfte wurde. 2018 startete sie ambitioniert zur Hallen-WM in Birmingham (GBR), wo sie nach einem erfolgreichen Halbfinal wegen eines angeblichen Übertretens der Linie disqualifiziert wurde. Vor diesem Hintergrund fühlt sich der neuste Triumph umso schöner an.

Bittere Enttäuschung für Selina Büchel
Einen schwarzen Abend erlebte die 800-m-Läuferin Selina Büchel. Die Titelverteidigerin tat sich in der ersten Halbfinalserie schwer, ins Rennen zu kommen und lag zumeist in den hintersten Positionen des sechsköpfigen Feldes. Im Schlussspurt wurde es nochmals ganz knapp, doch kam die Toggenburgerin in 2:02,98 Minuten nicht über den 4. Platz hinaus. Nur die ersten drei Läuferinnen beider Halbfinals kamen weiter und vom «rettenden» 3. Platz trennten Büchel 5 Hundertstel. Nach ihren grossartigen Siegen 2015 in Prag (CZE) und 2017 in Belgrad (SER) endete diese Hallen-EM für sie nun mit einer grossen Enttäuschung.

„Die Konkurrenz ist stark. Da verträgt es ein solch mieses Rennen nicht“, sagte Büchel. „Ich war die ganze Zeit am Kämpfen. Es ist ein kleiner Schock für mich.“ Das umso mehr, als die Form stimmte. Sie nahm den Wettkampf als Nummer 1 der Meldeliste in Angriff, und am Freitag überzeugte sie mit der besten Zeit der Vorläufe. Selbstredend ärgerte sich Büchel über das Scheitern, sie gab sich jedoch als faire Verliererin: „Genau solche knappen Entscheidungen zeichnen unseren Sport aus, dass auch mal eine Favoritin im Halbfinal scheitert. Das gehört dazu.“

Sie erinnerte daran, dass sie bei ihren Titelgewinnen 2015 und 2017 zweimal knapp gewonnen hatte – vor zwei Jahren betrug die Differenz zur zweitplatzierten Britin Shelayna Oskan-Clarke gar nur eine Hundertstelsekunde. „Ich muss es akzeptieren und weitermachen. Dann bin ich hoffentlich das nächste Mal wieder auf der anderen Seite“, blickte Büchel bereits auf die Freiluft-Saison voraus.

Swiss Athletics berichtet auf der Verbandswebsite, Facebook, Instagram und Twitter ausführlich über die Hallen-EM.

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(fre/sda)