Olympiastadion Tokio (Photo: athletix.ch)
Olympiastadion Tokio (Photo: athletix.ch)

Erfreuliche Olympia-Bilanz des Schweizer Leichtathletik-Teams

4 Diplome und insgesamt 10 Top-16-Plätze: Dies ist die erfreuliche Bilanz von Swiss Athletics an den Olympischen Spielen in Tokio (JAP). «Ich bin sehr zufrieden mit den Leistungen unseres Teams. Viele dieser Athletinnen und Athleten werden uns in den nächsten Jahren noch grosse Freude machen», sagt der Leistungssport-Chef Philipp Bandi.

Am Sonntag gingen die Leichtathletik-Wettkämpfe mit dem Marathon der Männer in Sapporo zu Ende. Der Schweizer Rekordhalter Tadesse Abraham (LC Uster) lief von Beginn weg in der Spitzengruppe mit und gehörte dieser bis nach Rennhälfte an. Nach einer problemlos verlaufenen ersten Streckenhälfte bekam er jedoch Probleme mit der Atmung. «Ich habe zweimal gestoppt, aber irgendwann war ich am Limit und es ging nicht mehr», sagte der EM-Zweite von 2018 in Berlin (GER). Vier Tage vor seinem 39. Geburtstag konnte er das Rennen nicht fortsetzen.

Eine Erklärung für die Probleme bei heiss-feuchten Bedingungen hatte Abraham nicht, das Training in der Vorbereitung sei gut verlaufen. Nach dem 7. Platz an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro (BRA) und Rang 9 an den Weltmeisterschaften 2019 in Doha (QAT) gelang ihm damit keine weitere Top-Platzierung. «Das ist der Sport, es gibt Hochs und Tiefs.» Trotz der Aufgabe sei die Teilnahme an seinen zweiten Olympischen Spielen eine positive Erfahrung gewesen und sein Erfolgshunger ist noch lange nicht gestillt: «Ich werde stärker zurückkommen», sagte er.

Sprinterinnen setzen die Glanzlichter
Insgesamt fällt die Olympia-Bilanz in der Leichtathletik sehr positiv aus. Swiss Athletics schickte ein Team von 28 Athletinnen und Athleten ins Rennen, 20 Frauen (inkl. zwei Staffeln) und 8 Männer. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Olympia-Neulinge, für die diese Spiele eine besonders wertvolle Erfahrung waren.

Das Schweizer Team überzeugte nicht nur mit seiner Grösse, sondern auch durch bemerkenswerte Klassierungen. Die Sprinterinnen, angeführt von Ajla Del Ponte (US Ascona) und Mujinga Kambundji (STB), stiessen auf der sehr schnellen Bahn im Olympiastadion in eine neue Dimension vor. 100-m-Zeiten unter 11 Sekunden und mehrere Schweizer Rekorde – 10,91 Ajla Del Ponte, 10,95 und zweimal 22,26 Mujinga Kambundji, 42,05 für das Staffelquartett. Die Frauen führen die Bestenliste der Schweizer Klassierungen an. Vier Diplome (4. 4×100 m, 5. und 6. 100 m, 7. 200 m) in den prestigeträchtigen Disziplinen sind höher einzustufen als die erbrachten Leistungen an sich. Dass mit Del Ponte und Kambundji zwei Schweizerinnen im 100-m-Final standen, ist ein historisches Kapitel Schweizer Leichtathletikgeschichte! Für diesen Exploit erhielt das Schweizer Olympia-Team Gratulationen aus zahlreichen anderen Ländern.

Junge Athletinnen und Athleten mit enormem Potenzial
Einen Exploit realisierte auch die Staffel über 4×400 m. Das Quartett, angeführt von der zweifachen Europameisterin Lea Sprunger (COVA Nyon), unterbot im Vorlauf den Schweizer Rekord um über zwei Sekunden. Lore Hoffmann (ATHLE.ch) fehlte nur ganz wenig zum Olympiafinal über 800 m. Der Hürdensprinter Jason Joseph (LC Therwil) verpasste den Endlauf nach einer mässigen Leistung im Halbfinal ebenfalls, hat aber zweifellos das Potenzial, um an einem solchen Grossanlass in den Final vorzustossen. Für William Reais (LC Zürich) endete die Olympia-Premiere über 200 m ebenso in den Halbfinals wie für Ricky Petrucciani (LC Zürich) über 400 m. Wenn sie ihren erfolgreichen Weg fortsetzen, werden die beiden U23-Europameister in den nächsten Jahren sicher noch für erfreuliche Schlagzeilen sorgen. Gleiches gilt für Fabienne Schlumpf (TG Hütten), die in ihrem erst zweiten Marathon bei schwierigen Bedingungen den glänzenden 12. Platz erreichte.

Als besonders positiv bezeichnet Philipp Bandi die Zahl von 10 Klassierungen in den Top 16. «Diese Leistungen sind unter anderem Athletinnen und Athleten gelungen, von denen sich beim nächsten Mal viele den Final zum Ziel setzen werden.» Es liegt in der Natur der Sache, dass auch in Japan nicht alle Athletinnen und Athleten im Rahmen der Erwartungen abschnitten. «Gerade von den Neulingen performten einige nicht wie erhofft, aber insgesamt haben sie alle gezeigt, dass die Selektion gerechtfertigt war.» Für den Verband ist es wichtig, dass nebst dem Sprint- und dem Laufbereich auch die technischen Disziplinen vertreten waren. «Die Breite unseres Teams ist erfreulich. Darauf lässt sich für die Zukunft aufbauen.»

Lea Sprunger – eine grosse Persönlichkeit tritt ab
Lea Sprunger bestritt in Tokio ihre letzten Einsätze im Dress des Nationalteams. Nun tritt sie noch beim Résisprint in La Chaux-de-Fonds, beim CITIUS-Meeting in Bern, bei Athletissima Lausanne, Weltklasse Zürich und an der Galà dei Castelli in Bellinzona an. Dort wird die 31-jährige Waadtländerin ihre unvergleichliche Karriere beenden. «Sie ist eine grosse Persönlichkeit in der Schweizer Leichtathletik und wird uns sicher fehlen», sagt Philipp Bandi. «Lea hat zahlreiche Athletinnen inspiriert. Nun liegt es an diesen, in Zukunft ebenfalls in eine solche Rolle hineinzuwachsen.»

Grosse Ziele in den kommenden Jahren
Die nächsten Olympischen Spiele finden bereits in drei Jahren in Paris (FRA) statt. «Dort wollen wir quantitativ auf einem ähnlichen Niveau sein und qualitativ noch einen Zacken zulegen», blickt Bandi voraus. Auf dem Weg dorthin folgen mehrere attraktive Grossanlässe: 2022 im Juli die WM in Eugene (USA) und im August die EM in München (GER), 2023 die WM in Budapest (HUN) und 2024 wenige Wochen vor den Olympischen Spielen die EM in Rom (ITA). Die Aushängeschilder der Gegenwart, unter ihnen viele aus der sogenannten UBS Kids Cup Generation, werden diese Plattformen nützen, um ihr Können auf höchster Stufe unter Beweis zu stellen.

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(fre/SDA)