Ricky Petrucciani (Photo: athletix.ch)
Ricky Petrucciani (Photo: athletix.ch)

Ricky Petrucciani läuft über 400 m sensationell zu EM-Silber

Grosses Kino an der EM in München (GER): Dank eines grandiosen Endspurts im 400-m-Final schnappte sich Ricky Petrucciani sensationell die Silbermedaille. Die Stabhochspringerin Angelica Moser und der Hürdensprinter Jason Joseph sorgten mit zwei 4. Plätzen ebenfalls für Spitzenklassierungen.

Ricky Petrucciani (LC Zürich) sorgte für das Schweizer Glanzlicht des Tages. Der 22-jährige Tessiner zeigte im bedeutendsten Rennen der Saison seine beste Leistung. Er kam mit 45,03 Sekunden nach durchwachsenem Saisonverlauf bis auf eine Hundertstelsekunde an seine persönliche Bestmarke aus dem Vorjahr heran und musste einzig dem überlegenen Briten Matthew Hudson-Smith (44,53) den Vortritt lassen. Den Schweizer Rekord von Mathias Rusterholz aus dem Jahr 1996 verpasste er um lediglich 4 Hundertstel.

Wie gewohnt legte Petrucciani einen Blitzstart hin und anders im bisherigen Saisonverlauf verlangsamte sich seine Pace auf der Zielgeraden nicht. Im Gegenteil. Mit einem phänomenalen Endspurt schoss er auf der Aussenbahn noch an zwei Konkurrenten vorbei und schnappte sich Platz 2. Seine Reserve auf die Plätze 3 (Alex Haydock-Wilson) und 4 (Liemarvin Bonevacia) betrug 14 Hundertstel. Lionel Spitz (Adliswil Track Team) , der zweite Schweizer Finalist, wurde in sehr guten 45,66 Sekunden Siebter.

Für Petrucciani ist es der bislang grösste Erfolg seiner Karriere. Im Vorjahr hatte er Gold an der U23-EM geholt, zwei Jahre zuvor gewann er an der U20-EM Bronze. «Silber nach dieser verkorksten Saison, das ist unglaublich. Als ich auf den letzten Metern nach links schaute und sah, dass ich Zweiter werden kann, gab ich alles, was ich hatte, und es ging auf», sagte Petrucciani im Interview mit dem Schweizer Fernsehen überglücklich.

Aussergewöhnlich ist dieser Erfolg auch für Petruccianis Trainer Flavio Zberg. Dieser hat nun an Europameisterschaften einen kompletten Medaillensatz gewonnen. 2014 in Zürich führte er Kariem Hussein zum EM-Titel, 2016 in Amsterdam (NED) zu Bronze.

Jason Joseph fehlen 2 Hundertstel zur Medaille
Dank Jason Joseph (LC Therwil) und Finley Gaio (SC Liestal) waren sensationell auch zwei Schweizer im Final über 110 m Hürden dabei. Joseph wurde in der zweiten Halbfinalserie mit 13,45 Sekunden Zweiter, womit er direkt ein Finalticket löste. Gaio, der am Dienstag mit der besten Vorlaufzeit in die Halbfinals eingezogen war, lief in 13,50 Sekunden in der ersten Serie auf Platz 4 und musste dann auf dem «Hot Seat» die dritte Serie abwarten, ehe feststand: Der Zehnkämpfer zieht als achter Athlet in den Endlauf ein!

Im Kampf um die Medaillen schaffte es Jason Joseph um ein Haar auf das Podest. Der 23-jährige Basler wurde in 13,35 Sekunden Vierter, zwei Hundertstel hinter dem drittplatzierten Franzosen Just Kwaou-Mathey. Entsprechend verärgert war der Schweizer Rekordhalter nach dem Rennen. Finley Gaio schaffte es in 13,50 Sekunden auf den hervorragenden 5. Platz. Gold ging in 13,14 nicht an den favorisierten französischen Weltmeister Pascal Martinot-Lagarde, sondern an Asier Martinez – um eine Tausendstelsekunde.

Zwei doppelt besetzte EM-Finals sind für die Schweizer Leichtathletik historisch. Zwei Schweizer im Endlauf gab es erst einmal in der Geschichte: 1969 in Athen (GRE) belegten Philippe Clerc und Hansruedi Widmer die Plätze 3 und 6.

Angelica Moser undankbare Vierte
Im Stabhochsprungfinal schnupperte Angelica Moser (LC Zürich) an einer Medaille. Die Hallen-Europameisterin bekundete auf 4,40 m zwei Fehlversuche, übersprang dann aber 4,55 m im ersten Anlauf, womit sie sich auf den 3. Platz katapultierte. Weil dann aber drei Gegnerinnen 4,65 m meisterten und Moser scheiterte, musste sie sich mit dem undankbaren 4. Platz begnügen. Ärgerlich für sie: Schon im März an der Hallen-WM in Belgrad (SRB) war sie Vierte geworden.

Auch wenn es ihr nicht für eine Medaille reichte, darf sie sich nach Platz 8 an der WM in Eugene (USA) über die zweite Topklassierung an einem internationalen Grossanlass freuen. Alle drei Medaillengewinnerinnen – die Finnin Wilma Murto, die Griechin Katerina Stefanidi, die Slowenin Tina Sutej – übersprangen mindestens 4,75 m, was das ausserordentlich hohe Niveau verdeutlicht.

Annik Kälin im 5. Zwischenrang
Die Siebenkämpferin Annik Kälin (AJ TV Landquart) liegt nach dem ersten Tag mit 3725 Punkten an der vielversprechenden 5. Position. In der Abendsession liess sich die Schweizer Rekordhalterin 13,46 m im Kugelstossen und 24,24 Sekunden im 200-m-Lauf gutschreiben. Im Zwischenklassement hat Kälin somit 28 Punkte weniger auf ihrem Konto als bei ihrem Schweizer Rekord Mitte Juli in Eugene (USA), wo sie am Ende 6464 Punkte totalisierte.

Schweizer Fernsehen berichtet ausführlich
Das Schweizer Fernsehen (SRF, RTS, RSI) berichtet ausführlich über die European Championships in München, wobei die Leichtathletik zu grosser Live-Präsenz kommen wird. Swiss Athletics berichtet wie gewohnt auf der Verbands-Website sowie in den sozialen Medien (Instagram, Facebook, Twitter) umfassend über das Schweizer Team. Bei Athletix.ch gibt es täglich zahlreiche Bilder.

München. EM. Finals. Männer. 400 m: 1. Matthew Hudson-Smith (GBR) 44,53. 2. Ricky Petrucciani (SUI) 45,03. 3. Alex Haydock-Wilson (GBR) 45,17. Ferner: 7. Lionel Spitz (SUI) 45,66. – 110 m Hürden: 1. Asier Martinez (ESP) 13,14. 2. Pascal Martinot-Lagarde (FRA) 13,14. 3. Just Kwaou-Mathey (FRA) 13,33. 4. Jason Joseph (SUI) 13,35. 5. Finley Gaio (SUI) 13,50.
Frauen. Stab: 1. Wilma Murto (FIN) 4,85 m. 2. Aikaterini Stefanidi (GRE) 4,75. 3. Tina Sutej (SLO) 4,75. 4. Angelica Moser (SUI) 4,55. – Siebenkampf. Stand nach dem 1. Tag (4 Disziplinen): 1. Nafissatou Thiam (BEL) 4063. 2. Noor Vidts (BEL) 3849. 3. Anouk Vetter (NED) 3824. Ferner: 5. Annik Kälin (SUI) 3725.

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Link zur EM-Website von Swiss Athletics (inkl. „Schweizer Zeitplan“)

Link zur EM in München

(fre/SDA)